Geschichte im Rheinland

Ereignisse im Jülicher Land, der Region und im übrigen Rheinland

Bau der Hottorfer Bockwindmühle

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| Die Windmühle zu Hottorf |

Die Windmühle in Hottorf zählte zu den historischen Mühlen, wie sie im 19. und frühen 20. Jahrhundert in vielen Ortschaften des Rheinlandes üblich waren. In weiteren Orten im Umfeld wurden vergleichbare Bockwindmühlen betrieben, häufig durch Pächterfamilien, wie der Familie Lieven, die auf Windmühlen in Hottorf, Ederen und Spiel ansässig war. Die Mühlen dienten vor allem dem Mahlen von Getreide für die örtliche Landwirtschaft.

Wo die letzten Höhen der Eifel in die Ebene hinabgleiten, wo saftige Wiesen und fruchtbare Ackerflächen liegen, da beginnt das große niederrheinische Tiefgebiet. In mitten dieser üppigen Getreidefelder waren die Windmühlen zu Hause. Sie beherrschten mit ihren sich drehenden Flügeln die Szenerie in den weiten Feldern und schufen so die vorhandene Eintracht zwischen dem Getreide und dem täglichen Brot. So waren denn auch die Windmühlen in Pattern, Mersch, Spiel, Höllen, Titz und Hottorf Wahrzeichen für die Fruchtbarkeit der Jülicher Börde.

Die Windmühle konnte auf eine reiche und stolze Vergangenheit im Dienst des Menschen zurückschauen . Nachdem die Kreuzfahrer aus dem Abendland zurückkehrten, bauten sie selbst die dort ehrfürchtig bestaunten Windmühlen nach, oder ließen sie später von sachkundigen Handwerkern, den sogenannten Mühlenbauern, bauen. Aber die zunehmende Ausdehnung der Fabrikmünlen verdrängte die Kleinmühle, und als schließlich der Benzinmotor und die Elektrizität Einzug hielten, bedeutete dieses den Tod der Winmühlen.

Die Hottorfer “Bockmühle” , sogenannt, weil der eigentliche Mühlenaufbau auf einem Bock aufgesetzt war, lag zwischen Hottorf und Müntz in mitten der Felder. Diese hatte eine Vorgängerin, die an einer nicht mehr zu bestimmenden Stelle zwischen Hottorf und Kofferen gestanden hat (Anmerkung: die Waidmühle). Name des Erbauers, sowie Jahr und Ursache des Unterganges sind nicht mehr bekannt, nur deralte Flurname “Mühlendriesch” oder “Mühlenweg” erinnert noch daran.

Die Lievensche Mühle wurde im Jahre 1801 von Leopold Erdmann errichtet . Dann ging sie in den Besitz der Familie von Meer ein und später wurde sie von Friedrich Wilhelm Lieven käuflich erworben. Das Jahr ist leider unbekannt. Die Mühle war ungefähr 20 Meter hoch und das Flügelrad hatte vier Flügel. Der “Bock” hatte einen Durchmesser von fast sechs Meter und der schwerste Teil der Mühle, das Achsenkreuz, an dem die Flügel fest montiert werden konnten, wog fast 20 Zentner. Die ganze Mühle konnte in den Wind gedreht werden. (Dieses konnte man nur bei den Bockmühlen. Bei den holländischen Windmühlen, die auch bei uns zu finden waren, konnte nur der obere Teil, die “Haube” gedreht werden.) Dadurch konnte der Wind die mit Segeltuch bespannten Flügel antreiben. Wenn nicht gemahlen wurde, oder wenn Regen bevorstand, wurden die Segeltücher zusammengerollt und an einer Seite der Flügelblätter befestigt. Die Senkrechten und Waagerechten der Flügel waren aus Balken angefertigt, während die Flügelblätter aus Dachlatten waren. Wenn die Flügel durch irgendwelche Einflüsse beschädigt waren und repariert werden mußten, konnte man jeden einzelnen Flügel am Achsenkreuz lösen und mittels einer Seilwinde nach unten lassen. Nach der Reparatur wurde der Flügel dann wieder hochgezogen. Das Drehen der Flügel konnte beeinflußt werden und bei zu starkem Wind wurden dieselben abgebremst. Die Hottorfer Mühle besaß zwei Mahlgänge, im oberen Mahlgang wurde der  Roggen und im unteren der Weizen gemahlen.

Am Anfang des  19. Jahrhunderts wurde eine Dampfmaschine angeschafft, damit auch bei Windstille gemahlen werden konnte. Diese stand da, wo jetzt noch die Vorrichtungen des neueren Mahlwerkes stehen. Es bestand aber damals kein Zusammenhang zwischen der Dampfmaschine und der Windmühle. Wenn längere Zeit mit Windstille zu rechnen war, kamen die Müller aus der Umgebung, um in Hottorf mahlen zu lassen.

Quelle: Schiffer

Um das Jahr 1858 herum kauft Friedrich Wilhelm (Hubert) Lieven aus Jackerath die Hottorfer Mühle von der Familie von Meer. Sein Großvater Jakob Lieven hatte schon 1780 die Mühle in Immerath betrieben. Sein Bruder Jakob Hubert Lieven wohnt zunächst auch auf der Hottorfer Mühle und pachtet 1867 die Ederner Mühle, die er später auch kauft. Nachdem die Ederner Mühle im März 1900 – zwei Jahre nach seinem Tod – abbrennt, kauft ein Sohn die Bockwindmühle in Spiel und drei weitere Generationen betreiben dann die Spieler Mühle. Erfreulicherweise ist sie als historische Bockwindmühle bis heute erhalten. Sie wurde 1959 abgebaut, um im LVR-Freilichtmuseum Kommern wieder aufgebaut zu werden. 

Johann Wilhelm Hubert Lieven, der dritte und jüngste Bruder des Friedrich Wilhelm (Käufer der Hottorfer Mühle) wird als einziger nicht Müller. Er ist der Ururgroßvater des Chronisten dieser Webseite. Aus diesem Familienast gehen auch mehrere Küster und Organisten sowie ein Priester hervor. 

Französische Ingenieure kartieren das Rheinland

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| 171 militärische Kartenblätter |

“Unmittelbar nach der Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch französische Revolutionsheere im Jahre 1794 wurde eine topographische Aufnahme dieser Gebiete durch französische Ingenieuroffiziere unter der Leitung des Obersten Jean Joseph Tranchot in Angriff genommen. Als Grundlage für diese Arbeiten legte Tranchot 1801/09 ein Dreiecksnetz über das Gebiet westlich des Rheins. Nach den Feldaufnahmeblättern wurden die eigentlichen Kartenblätter mehrfarbig im Maßstab 1:20.000 gezeichnet.

Der Befreiungskrieg (1813 bis 1815) machte den topographischen Aufnahmearbeiten durch die französischen Offiziere ein Ende. Durch den Wiener Kongress (1814 bis 1815) und einige Folgeverträge wurden die Rheinlande und Westfalen dem Königreich Preußen zugeschrieben.

Ab 1817 führten preußische Offiziere unter der Leitung des Generalmajors Friedrich Karl Ferdinand Freiherr v. Müffling die Aufnahme der linksrheinischen Gebiete fort und dehnten sie nach Osten weiter aus. Die von den preußischen Offizieren aufgenommenen Kartenblätter unterscheiden sich allerdings deutlich von den französischen Blättern, da sie nicht deren Feinheit und Detailreichtum besitzen. Beide Kartenaufnahmen der Rheinlande durch Tranchot und durch von Müffling waren ausschließlich der militärischen Nutzung vorbehalten und sollten zur Ableitung von Generalstabskarten dienen.

127 Blätter mit einem Kartenbildformat von 50 cm x 50 cm, 21 Blätter mit einem Kartenbildformat von 47 cm x 45 cm und 23 Kartenblätter in Sonderformaten entfallen auf das Gebiet Nordrhein-Westfalens.”

(Beschreibung aus TIM-Online NRW)

Kartenausschschnitte

Mairie Hottorf mit Lage des Buchholzbusches
Ortslage Hottorf
  • Leider verläuft durch den Ort die oben genante Aufrennung  in zwei Blättern, die in der Darstellung nicht korrekt überlappen.
  • Man sieht sehr deutlich die Lage der Burg (Stift), wie im Beitrag Zwei Rittergüter beschrieben. Auch gegenüber Erdmanns Keller in der Bergstraße ist eine Hofanlage erkennbar – vermutlich der Elmpter Hof, der ursprünglich zur Burg gehörte. Auch derHof in der Ortmitte, heute Lübbers, ist gut erkennbar..
  • Die Maar erstreckt sich vollständig zwsichen heutiger Georgstraße und Bergstraße, also inklusive Parkstreifen an der Georgstraße und Spielplatz. Der Weiher setzt sich gegenüber der Dorfstr. im Neubaugebiet fort (entlang der Straße “Am Bildstock”).
  • Der Teil des heutigen Amselwegs in Richtung Wegekreuz nach Kofferen ist als Hohlweg eingezeichnet, was mit der Beschreibung des zweiten Fußfallkreuzes übereinstimmt. 

Quelle: TIM-Online NRW

Die Kartenaufnahme der Rheinlande 1801-1828 (sog. Tranchot-Karte) ist online verfügbar. Man muss diese allerdings manuell bei “Kartenwahl” (‘+’-Zeichen) hinzuladen, siehe  Screenshot:

Besetzung des Rheinlandes durch französische Revolutionstruppen

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| Säkularisierung beginnt |

Mit der kampflosen Besetzung durch die französischen Revolutionstruppen endet 1794 die Geschichte des “Heiligen Köln” und der Freien Reichsstadt Köln. Die Universität wird geschlossen, der kirchliche Besitz eingezogen, Klöster und Kongregationen werden säkularisiert.

Mit Unterzeichnung der Akte vom „Baselner Frieden“ (1795) fiel das Herzogtum Jülich an Frankreich.

Der Siebenjährige Krieg belastet das Rheinland

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| 1756 bis 1763 |

Noch waren die Folgen des 30-jährigen Krieges nicht überwunden und schon wieder folgte Krieg auf Krieg. Besonders der Siebenjährige Krieg nahm das Rheinland schwer mit. Die Franzosen rücken mit großen Truppenmassen durch das Jülicher Land bis in Hannover hinein und wurden dann von den Preußen und Hannoveranern zurückgedrängt. Unter Freund und Feind hatte das Jülicher Land, selbst nicht Schauplatz der Kämpfe, schwer zu leiden. Der Einquartierung Fouragierungen, Vorspannforderungen und Kontributionen ist kein Ende.

Im Februar 1757 sind Linnich und Erkelenz durch Einquartierung viel beschwert worden. Im Juli des selben Jahres sind übr Aldenhoven und Jülich wieder viele Franzosen zu Fuß und zu Pferd nach dem Hannoverschen marschiert. Das war der Vormarsch des 114.000 Mann starken französischen Heeres. Am 23. Juni wurden dann die Franzosen von den Preussen geschlagen uind die Sieger rückten nach. 

….

So ging es fast ununterbrochen die Jahre hindurch. Hier noch einige Notizen. Im Oktober 1750 hat man den Franzosen Vorspann mit Karren müssen geben und Mehl gefahren von Jülich nach Düsseldorf, auch nach Köln. Im Dezember 1760 sind drei Marschen Franzosen von Aldenhoven durch Lövenich nach Erkelenz gezogen. Am 14. Dezember 1761 marschierten französische Völker zu Fuß von Boslar her durch Lövenich nach Dahlen, war ein Elsass teutsches Regiment. Am 31. Mai und 2. Juni 1761 kamen vom Bruch, Münz und anderen umliegenden Orten auf dem Marsche nach Erkelenz wohl ausgerüstete französische Standarmen (Gendarmen); wie viel Kompanie es gewesen, ist unbewusst, und hatten viel Bagage und Maulesel bei sich. Im Mai 1763 marschierten Schweizer auf Linnich.

Im ständigen Kriege verrohten natürlich die Sitten und die Verbrechen mehrten sich.

Aus Rur-Blumen, Nr. 10 vom 5. März 1927, Unsere Heimat im Spiegel eines Tagebuches von Adolf Fischer 

Siehe auch: Siebenjähriger Krieg bei Wikipedia

 

 

Treueid zum Kurfürst

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| Huldigungliste 1730/1731 |

Karl Philipp, Kurfürst von der Pfalz, von 1716 bis 1742 als Herzog von Berg Nachfolger seines Bruders Johann Wilhelm II. (Jan Wellem), hatte für den Fall seines kinderlosen Ablebens seinen Bruder Franz Ludwig, Erzbischof und Kurfürst von Mainz, als seinen Nachfolger auserkoren und deshalb mit Erlass vom 21.7.1730 eine Eventual-Erbhuldigung angeordnet. Eine Beamtenkommission zog durch die Städte und Dörfer des Landes und die männlichen Haushaltvorstände mussten vor den Kurfürstlichen Gesandten den Treue-Eid leisten. Darüber wurden Namenslisten erstellt, die sogenannten Huldigungslisten.
 
Die Listen sind keine exakte Bevölkerungsaufnahme, weil nur die männlichen Haushaltungsvorstände den Treue-Eid leisteten und schriftlich erfasst wurden. Daher finden sich nur die Familienoberhäupter, falls der Ehemann gestorben war, auch dessen Witwe. Kinder werden dort nicht genannt.

Im Herzogtum Jülich zum Beispiel finden sich in diesen Listen nur die Dorfbewohner, aber keine Adligen und auch keine Pfarrer

Diese Listen hat das Landesarchiv NRW Rheinland digitalisiert und Online gestellt, auch für Hottorf (als Teil vom Amt Boslar):

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